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15.07.2019 - Mit der Schwalbe im Gepäck über die russische Grenze

Montag, 15 Juli 2019 geschrieben von

"Einmal Schwalbe zerlegen bitte!"
Nachdem wir uns in der Hauptstadt Georgiens alle nötigen Materialien im Baumarkt besorgt hatten, begannen wir unseren Plan in die Tat umzusetzen. Irgendwie muss es möglich sein, die Schwalbe zu zerlegen und so zu komprimieren, dass man sie zu zweit auf der weiteren Reise im Gepäck mitführen kann. Bei 35 °C im Schatten begannen wir die Schwalbe in alle Einzelteile zu zerlegen. Dabei konnten wir direkt prüfen, wie die Einzelteile und der Rahmen des Fahrzeugs die Fahrt bisher so überstanden hatten. Bis auf ein paar typische Roststellen an einigen Nachbauteilen konnten wir an dem Fahrzeug keine größeren Mängel feststellen. Die ungeteerten Straßen durch die Wüste und die Fahrt auf dem Salzsee hat die Schwalbe ohne Schäden überstanden. Nach einigen Stunden Schrauberei begannen wir damit, den Haufen Einzelteile so klein wie möglich zu bekommen. Den Heckpanzer der Schwalbe polsterten wir mit Folie, um darin wiederum andere größere Teile zu verstauen. Ein alter Pappkarton vom nächstbesten Gemüsehändler diente uns als zusätzliche Box für Kleinteile. Den Fahrzeugrahmen polsterten wir an den Kanten ebenfalls gründlich aus und wickelten ihn in eine dicke Schicht Folie, bevor wir ihn auf eine der zwei Sackkarren schnallten, die wir zuvor gekauft hatten. Der Motor und die Reifen bereiteten uns aufgrund der Größe und des Gewichts jedoch Kopfzerbrechen. Was ist, wenn man uns an der Grenze auffordert das Paket zu öffnen? oder wenn wir irgendwann in ein Flugzeug steigen und unser Gepäck nicht mitgenommen wird, weil  sich im Inneren vom Motor noch Rückstände von Öl und Benzin befinden? Nach langem hin und her entschieden wir uns dazu, den Motor und die Räder zurückzulassen. Wir fanden heraus, dass in Vietnam einige Simsons Online gebraucht zum Verkauf angeboten werden. Dort würden wir die Schwalbe sicherlich wieder vervollständigen können.

Von Tiflis aus suchten wir uns eine Mitfahrgelegtenheit nach Stepanzminda, der Grenzstadt zu Russland mitten im Kaukasus. Nach kurzer Zeit wurden wir fündig: Eine Marschrutka (russ. Kleinbus) fährt für 7€ pro Person die etwa dreistündige Fahrt dorthin durch die Berge. Nach kurzem Verhandeln mit dem Busfahrer darf auch unsere Schwalbe auf der Rücksitzbank für den Preis einer weiteren Person mitfahren ;)

Unsere Anspannung wurde größer: Was würden wohl die russischen Polizisten an der Grenze zu unserem "Schwalbe-Paket" sagen. Um möglichen Schwierigkeiten mit der Einfuhr eines Fahrzeugs aus dem Weg zu gehen, hatten wir uns bereits eine Antwort im Kopf zurechtgelegt. Wenn uns jemand fragen würde, was in dem Paket sei, dann antworten wir: "Lediglich ein paar Metallteile, kein komplettes Fahrzeug!" Und damit haben wir ja schließlich auch recht!

Zu unserer Überraschung interessierte sich beim Austritt aus Georgien zunächst niemand für unser Zusatzgepäck. Bei dem Versuch, die Transitzone zwischen Georgien und Russland zu Fuß zu durchlaufen, wurden wir jedoch aufgehalten. Ein bewaffneter Soldat wies uns forsch darauf hin, dass für die Weiterreise ein Fahrzeug erfoderlich sei. Na toll, was nun? Die Schwalbe wieder aufbauen war keine Option. Wir suchten uns abermals eine Mitfahrgelegenheit und ein armenischer Bus nahm uns bereits zehn Minuten später mit. Bei genauerem Hinschauen fiel uns auf, dass es sich bei dem Reisebus um einen ausrangierten alten deutschen Bus mit der Aufschrift "Rennsteigtour" handelt.

Glück im Unglück: So konnten wir unser Gepäck unauffällig im Gepäckfach des Busses unterbringen und bis weit hinter die russische Grenze mitfahren.