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18.07.2019 - Schwalbe vs transsibirische Eisenbahn

Montag, 15 Juli 2019 geschrieben von

Mit dem Grenzübertritt nach Russland begann unsere Uhr zu ticken. Unser russisches Visum war leider zum Zeitpunkt unserer Einreise nur noch 14 Tage gültig. Wer sich Russland schon einmal auf der Karte angeschaut hat weiß, wie unglaublich groß dieses Land ist. Und wer zudem den Zeitraum des Visums in Russland überschreitet, dem drohen ein russisches Gerichtsverfahren, eine hohe Geldstrafe und eine Einreisesperre für die nächsten fünf Jahre. An der Grenze zu Russland mussten wir uns zunächst einigen Fragen der Grenzbeamten stellen. Ganz zum Leidwesen der anderen Gäste im Bus, denn insgesamt musste dieser geschlagene 90 Minuten auf uns warten. Trotz aller Umstände und der knapp bemessenen Zeit freuten wir uns auf die kommende Zeit in Russland. Unser erstes Ziel war Wolgograd. Der Bus aus Armenien bot uns an, uns bis dorthin mitzunehmen. Unser Glückstag! Oder doch nicht?

Bereits wenige Kilometer nach der russischen Grenze hatte der alte ehemalige deutsche Reisebus seine erste größere Panne. Fast einen gesamten Tag verbrachten wir in einem kleinen russischen Dorf und warteten darauf, dass der Bus weiterfuhr. Wir freundeten uns mit den armenischen Passagieren an und erfuhren, dass die meisten von ihnen im Sommer zum Arbeiten nach Russland fuhren. "German bus not good!", diesen Satz durften wir uns an diesem Tag mehrmals anhören ;).

In Wolgograd stellten wir fest, dass wir mit der Schwalbe im Gepäck nicht so flexibel umherlaufen konnten. Für jeden Kilometer Fußmarsch konnten wir ca. eine Stunde einplanen und wenn man erstmal mit zwei schweren Sackkarren unterwegs ist, wird jeder Absatz und jede Treppe zur Herausforderung. Über eine russische Version der "Uber" App (Yandex) orderten wir deshalb mehrere Male ein Taxi. Die gute Nachricht: Russische Taxis sind günstiger als die meisten deutschen Nahverkehrsmittel und die Taxifahrer nehmen es meist gelassen, wenn wir die Schwalbe mitten im Fahrerraum des Taxis verladen.

Ein weiterer Fernbus brachte uns schließlich in einer zweitägigen Fahrt in die nördlich gelegenere Stadt Jekaterinburg. Die Fahrzeit der Fernbusse wird in Russland eher in Tage als in Stunden berechnet. In Jekaterinburg ergab sich ein ähnliches Bild. Treppen und Bordsteinkanten erschwerten uns den Weg und hin und wieder kippte unsere große Sackkarre um, weil der Boden nicht ebenerdig genug war. Gut, dass wir die Schwalbe in Georgien sorgfältig gepolstert hatten ;).

Ist es eigentlich möglich, ein Moped in der Transsibirischen Eisenbahn mitzunehmen?
Diese Frage stellten wir uns in Jekaterinburg. Wir brachten unser Moped einen Tag später zum Hauptbahnhof, um genau das herauszufinden und uns ein Ticket zu buchen.

Zuvor lernten wir über Airbnb Mikhail kennen, der uns beim Übersetzen am Schalter helfen konnte. Wir ergatterten die letzten Betten in der dritten Klasse (ca. 90€ pro Person), dazu zwei Tickets für Sperrgepäck (ca. 10€). Für drei Tage Zugfahrt mit einem eigenem Bett ein vernünftiger Preis. Am nächsten Tag verluden wir unser "Sondergepäck" im Zug. Die Gänge der Transsibirischen Eisenbahn waren jedoch so schmal, dass wir die zweite Sackkarre wieder in Einzelstücke zerlegen mussten. Insgesamt mussten wir viermal laufen, um unser Gepäck zu verstauen. Danach die Ernüchterung: Das Ticket war nur für zwei Gepäckstücke gültig und wir waren dabei, vier Gepäckstücke zu verladen. Die Schaffnerin gab uns zu verstehen, dass das Ticket dafür nicht ausreicht. Im Gepäckraum zurrte ich die Gepäckstücke wieder demonstrativ zusammen und zählte die Gepäcke vor den Augen der Schaffnerin erneut: "1,2... No problem". Mit einer leicht genervten Geste durften wir schlussendlich passieren.

Die nächsten drei Tage verbrachten wir auf unseren Betten, starrten aus dem Fenster und genossen die Zugfahrt Richtung Irkutsk am Baikalsee. Man teilt sich sein Schlafzimmer in der dritten Klasse mit 53 weiteren Gästen in einem Waggon. Wer damit kein Problem hat und sich zudem mit einer kleinen Liegefläche anfreunden kann, für den können wir diese Art zu reisen besonders empfehlen. Ein Boiler mit kochendem Wasser macht zumindest einfachste Gerichte möglich. Couscous, Porridge, Instant Nudeln,... Nichts, was besonders satt macht, aber für ein paar Tage sehr gut machbar ;)