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19.04.2019 - Simsonparadies Ungarn

Freitag, 19 April 2019 geschrieben von

7 Uhr morgens. Mit lautem Zweitakt-Geknatter werden wir schlagartig aus dem Schlaf gerissen. "Das wars" dachten wir; "jetzt hat jemand unsere Schwalbe geklaut und fährt davon". Ein Blick aus dem Fenster lässt uns wieder aufatmen. Nur ein Opa, Ende 70, der ohne Helm mit seiner roten S51 Enduro vorbeifährt...
...Tja, das ist halt Ungarn ;)

Auf unserem Weg aus der Hauptstadt Ungarns hin zum Plattensee lernten wir Balázs besser kennen. Er erzählte uns von seinen Simson Projekten und hatte uns kurzerhand einen Parkplatz in Siófok auf einem Gartengrundstück bei seinen Bekannten organisiert. Am nächsten Morgen sollte die Simson Tour um den Balaton starten und ein kurzer Blick auf die Wetterkarte sagte uns winterliche Temperaturen und Regen voraus. Ob da wohl überhaupt jemand zum Startpunkt kommen würde?

Na sicher! Am nächsten Tag kamen trotz Regenwetter immerhin 15 Fahrer zum vereinbarten Treffpunkt am Hauptplatz in Siófok. Einige von ihnen kamen sogar von weiter weg und hatten bereits mehrere hundert Kilometer Anfahrt hinter sich. So auch Dávid, der uns bereits ein paar Tage vorher über Facebook eine Nachricht geschrieben hatte und schließlich mit seiner blauen S51 mit bei uns am Hauptplatz stand. Noch bevor es losging, überreichte uns Balázs ein T-Shirt, auf dem alle Teilnehmer der Tour unterschrieben hatten. Ein unglaublich nettes Geschenk, das uns noch lange an diese Tour erinnern wird :).

In voller Montur machten wir uns auf die 80 Kilometer lange Tour rund um den östlichen Teil des Plattensees. Dabei stoppten wir immer wieder an kleineren Aussichtspunkten und hatten die Gelegenheit, die tolle Landschaft zu genießen. Nach der Hälfte der Strecke verloren wir Julio, für den die Ausfahrt wegen eines platten Hinterrads endete. Zum Glück konnten wir sein Pocketbike auf der Heckrampe von unserem Bulli aufladen und es ihm bis nach Hause bringen. Mit einer Fährfahrt über den Plattensee und einem abschließenden Essen in Siófok endete unsere Tour und wir ließen den Tag zusammen mit Balázs noch einmal Revue passieren.

Auf der Tour lernten wir wieder einmal ein paar interessante Fakten über ungarische Simsons kennen:

  • In Ungarn kostet eine Mopedversicherung circa 15€ pro Jahr.
  • Ungarische Simsons brauchen kein Nummernschild im Straßenverkehr. Das Mitführen der Versicherungspapiere reicht aus. Sehr praktisch, wenn man in der 30er Zone geblitzt wird... ;)
  • Ähnlich wie in Deutschland ist es möglich, ein Moped mit großem Kennzeichen zuzulassen. Dafür muss das Fahrzeug zur Hauptuntersuchung und es muss eine lückenlose Verkaufs- und Besitzhistorie nachgewiesen werden. Die Vorteile mit großem Nummernschild sind weniger strenge Geschwindigkeitskontrollen und die Möglichkeit eine zweite Person mitzuführen.
  • Theoretisch gilt eine Maximalgeschwindigkeit von 45km/h. Die allermeisten Simsons fahren jedoch schneller und die Polizei duldet dies in den allermeisten Fällen.
  • Typische Merkmale von Ungarnexporten waren oft erkennbar (großer Schmutzfänger, fehlende Hupe bei der Lampenmaske der Schwalbe, fehlende Soziusfußrasten, CM50 im Typenschild,...). Die angeschweißte Klingel, die an manchen N-Modellen ausgeliefert wurde, konnten wir jedoch an keinem Fahrzeug finden.

Alles in Allem also eine sehr spannende und gelungene Ausfahrt und wieder einmal ein Beweis für uns, dass die große Begeisterung für alte DDR-Mopeds nicht nur in Deutschland zu finden ist.